Stellar Organics, Klawer

Mitten in der sicherlich besonders spannenden ersten Weinlese des Guts war plötzlich der Önologe Dudley Wilson spurlos verschwunden. Betriebsleiter Willem Rossouw machte sich Sorgen und suchte verzweifelt mehr als eine Stunde. Schließlich fand er ihn auf dem noch provisorischen Dach des soeben neu erbauten Kellers, wo er versunken den in der Halbwüste des nördlichen Südafrika besonders eindrucksvollen Sternenhimmel betrachtete. Diese kleine Episode gab der Kellerei ihren Namen: Stellar Organics.

Stellar ist in vieler Hinsicht ein typisch südafrikanisches Projekt. Mit viel Improvisations- und Pioniergeist entstand in wenigen Monaten eine Struktur, die auf technisch hohem Niveau anspruchsvolle Weine erzeugt. Gegründet haben Stellar vier Bauern und der Verwalter Willem Rossouw. Ihre Farmen liegen im Hinterland der West-Coast, etwa 300 km nördlich von Cape-Town an der Straße nach Namibia. Klimatisch ist hier Halbwüste, mit Niederschlagsmengen zwischen 150 und 200mm. Die Region ist für ihren landschaftlichen Abwechslungsreichtum und ihre Naturschönheiten bekannt. Wenn erster Frühjahrsregen fällt, blühen hier binnen weniger Tage unendliche Flächen bunter, an das Klima angepasster Namaqualand-Daisies auf und verwandeln die sonst karge Landschaft in ein Blumenmeer von beinahe überirdischer Schönheit. Die angeschlossenen Farmer hatten ursprünglich Tafeltrauben erzeugt. Mitte der 90er Jahre begann Zug um Zug die Umstellung auf biologischen Anbau.

Die für den Vertrieb von Tafeltrauben geschaffenen Strukturen sind heute auch für die Weinbereitung ausgesprochen nützlich. Da die Tafeltrauben früher geerntet werden, als die Weintrauben, stehen die ausgedehnten Kühlmöglichkeiten anschließend für die Weinbereitung zur Verfügung. Während der Lese werden dort die nachts geernteten Trauben vorgekühlt, damit die Gärung mit niedrigen Temperaturen startet. Im heißen Sommer stehen hier dann die abgefüllten Weine bei optimalen Lagerbedingungen. Mangels Kapital stecken im Keller enorme Eigenleistungen. Sogar die Edelstahltanks sind größtenteils vor Ort selbst hergestellt. Ihre pfiffige Form sorgt für automatische Entleerung nach der Gärung. Die Entwürfe haben die Winzer selbst gezeichnet, befreundete Önologen an der kalifornischen Weinbauuniversität in Davis haben sie optimiert.

Die Weinberge stehen angesichts der Klimabedingungen prachtvoll da. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem erlaubt sparsamen Umgang mit dem hier besonders wertvollen Wasser, das aus einem vor Jahrhunderten von den ersten Siedlern angelegten Stausee kommt und in geradezu homöopatischen Dosen unter allen angeschlossenen Farmern verteilt wird. Im Winter, wenn die Wasservorräte etwas üppiger sind, werden damit gezielt eingesäte Leguminosen zur Bodenverbesserung ernährt. Diese werden dann zu Beginn der Trockenperiode direkt in den Reihen zusammen mit dem winterlichen Rebschnitt zu einem luftigen Kompost aufgeschichtet. Dieser nährt die Pflanzen und schützt die Weinstöcke vor Trockenheit durch Verdunstung.

Das trocken-heiße Klima ermöglicht es den Farmern, nahezu ohne Pflanzenschutz auszukommen. Eine betriebseigene Wasseraufbereitung sorgt dafür, dass kein Tropfen Wasser sinnlos verloren geht. Im Keller wird klassisch, aber modern gearbeitet. Der erfahrene Dudley Wilson baut dabei auf Fingerspitzengefühl und Intuition, natürlich unterstützt von Daten aus den eigenen Labor. Nach Kapstadt sind es fast 300km, daher muss er mit den vor Ort ermittelbaren Daten auskommen. Und meint, das sei kein Problem, der Geschmack von Beere und insbesondere Kern sei viel aufschlussreicher als jede Analyse und helfe ihm, den optimalen Reifegrad und damit den Erntezeitpunkt festzulegen. Die weissen Trauben werden eingekühlt und dann auf modernen Bucherpressen sofort abgepresst und anschließend bei kontrollierter Temperatur vergoren. Die roten Trauben werden ebenfalls vorgekühlt, dann eingemaischt und je nach Sorte und gewünschter späterer Konzentration bis zu 40 Tage bei 0°C kaltmazeriert. So gehen Frucht und Aromen optimal in den Most über, ohne dass gleichzeitig unerwünschte, grüne Tannine extrahiert werden, eines der Geheimnisse für die Geschmeidigkeit dieser Weine.

Das Arbeitsklima bei Stellar ist für afrikanische Verhältnisse vorbildlich. Die Arbeiter und ihre Familien leben jeweils in kleinen Häuschen mit Garten, die von Stellar zur Verfügung gestellt wurden. Der Betrieb gewährleistet eine moderne Gesundheitsversorgung, ein wichtiger Faktor angesichts der in Südafrika üblichen Entfernungen. Die Kinder sind im Kindergarten und anschließend in der Grundschule versorgt, wer anschließend eine weiterführende Schule besuchen will, wird per betriebseigenem Schulbus in die nächste Stadt gefahren. Auch den Erwachsenen stehen bei Bedarf entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Sommer 2003 hat sich der Betrieb von FLO inspizieren lassen und wurde nach den Fair-Trade-Richtlinien zertifiziert.

 

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