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Welt am Sonntag vom 03.02.2013 über Juhfark von Meinklang

 

Es gibt Weinbaugebiete, die keiner kennt und auch nicht kennen muss. Sie sind oft klein, liegen in Randzonen und versorgen lokale Konsumenten und regionale Gastronomie mit einfachen Trinkweinen. Auf solchen Inseln tummeln sich mitunter geniale Nischenwinzer, die jedem Stein ihres Weingartens einen anderen Namen geben und ihre autochthonen Trauben noch mit den Händen streicheln. Solche Winzer sind stets für eine Überraschung gut. Eines dieser seltsamen und unbekannten Weinbaugebiete ist der Vulkanhügel Somlói im westlichen Ungarn. Er ragt singulär aus einer sonst eher langweiligen Landschaft heraus, und an seinen Hängen wird schon seit fast 1000 Jahren Weinbau betrieben. Dass die älteste Weinkultur heutzutage nicht zwingend die beste sein muss, beweisen die Verhältnisse in Georgien, der Wiege des europäischen Weinbaus. Ähnlich ist es in Somlói, auch hier keltert man zumeist einfache Weine, die sehr säurebetont und rustikal sind. Dabei bieten Böden (Basalt und Löß) und Klima (oft trocken und heiß) ideale Voraussetzungen für exzellente und sehr individuelle Kreationen. Zudem hat Somlói eine eigene Weißweinsorte vorzuweisen, die Juhfark (Lämmerschwanz), die man gut in jede Richtung trimmen kann. Man kann zum Beispiel ihr hohes Säurepotenzial mit der leichtfüßigen, aber bestimmenden Mineralität des Somlóier Bodens paaren. Das gelingt dem Winzer Károly Kolonics, der einen Juhrfark keltert (12,90 Euro bei ungaricum.de), den man sich für Jahre in den Keller legen kann, denn er ist auf lange Lagerung ausgerichtet. Ganz das Gegenteil eines simplen Trinkweins. In der Nase Quitte, Birne, Aprikose und auch etwas Lakritze. Im Mund viel dominante Säure und eine am Anfang noch verhaltene Mineralität. Mit etwas Luft gewinnt der Wein eine Deftigkeit, die mit der Frucht (wieder Quitte, aber auch weiße Johannisbeere) um die Vorherrschaft kämpft. Einfacher, aber auch moderner und trinkfreudiger, ist der Juhfark des burgenländischen Bioweinguts Meinklang (19,50 Euro bei probiowein.de). Der Somlóier Hügel liegt nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt, und die Trauben werden nach der Ernte im Anbaugebiet Neusiedler See verarbeitet. In der Nase Paprika, Stroh und Artischocke, dann auch Ringlotte und Marzipan. Im Mund enorm viel Frucht, die Säure und Mineralität auf die Plätze verweist. Prädikat: Spaß und Spannung.

Manfred Klimek ist Chefredakteur von „Captain Cork“, der Wein-Tageszeitung

 


Welt am Sonntag vom 03.02.2013 über Juhfark von Meinklang